Die Birs

Historische Quellen zeigen, dass die Birs früher sehr dynamisch war und mit Überschwemmungen und Geschiebeumlagerungen in Unterlauf und Mündungsbereich ihr Bett immer wieder neu gestaltete[1]. Mit zahlreichen Armen und Kiesinseln prägte sie so die Auenlandschaft zwischen Arlesheim und Basel.

Ihr Wasser diente zur Bewässerung und wurde für gewerbliche Zwecke (Wasserkraft, Flösserei, Fischerei) genutzt. Bereits in früherer Zeit sollte mit Reglementen die Fischfauna vor negativen Einflüssen durch den Menschen geschützt werden. So war es den Flössern z.B. während der Laichzeit des Lachses und der Nase untersagt, die Birs zu befahren[2].

Um 1150 baute das Kloster St. Alban einen Birsarm zum Kanal aus (St. Alban-Teich) und leitete so das Wasser in die Stadt[3] (Abbildung 1). Die Mühlen direkt an der Birs wurden aufgegeben und am St. Alban-Teich siedelte sich neu das Gewerbe an. 1624/25 wurde der St. Alban-Teich bis nach Münchenstein flussaufwärts verlängert und das grosse Stauwehr erbaut. Dies war der erste grössere bauliche Eingriff in der Geschichte, welcher den vom Rhein aufsteigenden Lachsen den Zugang zu ihren weiter flussaufwärts liegenden Laichgründen verwehrte.

Aussichten auf die Gewinnung von neuem Land, sowie der Wunsch, den wilden Fluss zu zähmen und so Überflutungen zu verringern führten dazu, dass zu Beginn des 19. Jahrhunderts erste grundsätzliche Korrektionen an der Birs in Angriff genommen wurden. Johann Jakob Schäfer entwarf 1807 die ersten Verbauungspläne. Er stand in engem Austausch mit Hans Conrad Escher (Linthkorrektion) und Johann Gottfried Tulla (Rheinkorrektion). Letzterer ergänzte nach Schäfers Tod dessen Projekt[4].

Etappenweise folgte die Realisierung der Birskorrektion. Von 1811-1827 wurde der ganze Birslauf von der Gemeindegrenze Münchenstein/Arlesheim bis zur Birsfelderbrücke korrigiert. Das unterste Teilstück (St. Jakob bis Birsfelderbrücke) wurde von 1817-1823 nach damaligem Wissensstand «saniert» – mit hölzernen Pfählen, Längsschwellen und Steinpflästerung. Das Herzstück der Verbauungen bildeten steinerne Buhnen4. Der Lauf der Birs wurde um den Faktor 4 verkürzt. Erhöhte Fliessgeschwindigkeiten und die Eintiefung des Flussbettes waren das Resultat dieser baulichen Eingriffe. 1890 wurde das Haefely-Wehr zur Sicherung der Pfeiler der Eisenbahnbrücke und zur Konsolidierung der Sohle erstellt. Durch Einbau vieler Querschwellen wurde die Tiefenerosion eingeschränkt und die Ufer auf langen Strecken durch Betonplatten gesichert. Ergebnis der 1932 beendeten Korrektion war ein beidseits hart verbauter Birskanal mit einer Einheitsbreite von 20 m und je 15 m breiten Vorländern, die als Hochwasserbett zur Verfügung standen. 1936 wurde auch der naturnahe Birskopf umgestaltet und die Mündung in den Rhein mit mehreren Schwellen befestigt und eine Ufermauer 20 m weit in den Rhein hinausgeführt. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts wurde das Vorland der Birs zudem als Trassee für Werkleitungen genutzt, und 1982 wurde die SBB Hochspannungsleitung ins linke Vorland der Birs (BS) verlegt.

Mit den Jahren wurde der Widerstand gegen diese drastischen Verbauungen stärker. 1991 wurden unter Mithilfe der örtlichen Fischer bei Birsfelden auf 75 Metern Länge die Betonplatten entfernt, das Ufer leicht aufgeweitet und mit Weidenfaschinen gesichert[4]. In Eigeninitiative hatte der Fischereiverein Münchenstein 1997 auf der Strecke unterhalb der Heiligholzbrücke die Blockverbauungen durch ingenieurbiologische Sicherungen ersetzt. 1998 wurde das rechte Ufer oberhalb der Heiligholzbrücke revitalisiert.

Aus Sicherheitsgründen (Reduzierung der Unfallgefahr von Badenden) wurde der Birskopf 2000/1 umgebaut und gleichzeitig fischgängig gemacht: die mehrstufige Schwelle wurde durch eine Blockrampe ersetzt. Beim Haefely-Wehr wurde ebenfalls eine fischgängige Blockrampe erstellt (Herbst 2001). 2000 wurde beim Kraftwerk «Neue Welt» eine Fischtreppe in Betrieb genommen.

2002-2004 wurde durch das Projekt «BirsVital» die unterste Birsstrecke revitalisiert und die Einleitung der gereinigten ARA-Abwässer direkt in den Rhein verlegt. 2004-2005 wurde die Strecke Zigeunersteg bis Heiligholzbrücke in Münchenstein, sowie anschliessend die Strecke ARA Birs1 bis Zigeunersteg Reinach neu gestaltet. Die letzte grosse Revitalisierung fand 2008 im Bereich der ARA Birs 1 statt.

In den letzten 15 Jahren wurde gewässerbaulich viel unternommen, um frühere «Verfehlungen» wieder gut zumachen und der Birs wieder etwas von ihrer früheren Lebensraumqualität zurückzugeben. Diese Investitionen wurden aber nicht nur zu Gunsten der Gewässerfauna getätigt, sondern auch um den Bewohnern der Agglomeration Basel einen attraktiven Erholungsraum zu bieten.

Obmann Birs des KFVBS:
Roger Senger
Natel 079 712 35 15

© AUE BL und AUE BS;
Auszug aus „Erfolgskontrolle BirsVital – Untersuchung 2010“ mit freundlicher Genehmigung vom AUE BL und AUE BS


[1] Bruckner, D., 1750: Versuch einer Beschreibung historischer und natürlicher Merkwürdigkeiten der Landschaft Basel. V. Stück St. Jakob. 399-587.
[2] Fridrich, A.C., 2001: Umweltvorstellungen – Aspekte der Beziehung Mensch – Gesellschaft – Umwelt. In: Nah dran – weit weg. Geschichte des Kantons Basel-Landschaft, Band IV. 191-205.
[3] Wackernagel, R., 1907-1924: Geschichte der Stadt Basel. 3 Bände. 524 S.
[4] Salathé, R., 2000: Die Birs – Bilder einer Flussgeschichte. Verlag des Kantons Basellandschaft. 172 S.

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